Rückblick: FLINTA*-Mehrseillängenkurs 2025

15.12.2025, Theresa Korte

FLINTA*-Mehrseillängenkurs 2025 und warum es FLINTA*-Räume braucht

“DU bist die Trainerin??”

“Jetzt hab dich nicht so, so schlimm ist das nicht”

“Es geht auf jeden Fall hier lang”

“Powerfrau!”

“Oh, zwei hübsche Frauen in den Bergen unterwegs!”

Dies sind nur einige der Sätze, mit denen ich als FLINTA*-Person oft von Männern konfrontiert werde. Dahinter höre ich ein Überlegenheitsgefühl raus, eigentlich alles besser zu wissen und zu können. Oder Überraschung von meiner wohl starken Leistung. Ein vermeintliches Lob reduziert mich auf mein von ihm beurteiltes Aussehen.
Meine Erfahrungen kann ich inzwischen mit vielen anderen FLINTA*-teilen. Viele haben ähnliche Geschichten. Wir schaffen uns Räume, in denen wir uns wohl fühlen. Ohne Erklärbären und Mansplainer, die nur gehört werden, weil sie am lautesten sind oder das größte (meist überschätzte) Selbstvertrauen ausstrahlen. Viele FLINTA*-kommen erst in diesen Räumen dazu, auch mal die seilerste Person zu sein, vorzusteigen und damit die weiteren Stürze zu riskieren. Den Weg zu finden, den schweren Rucksack selbst zu tragen.
In FLINTA*-Räumen nehmen wir uns das, was wir brauchen. An manchen Tagen lassen wir unsere Angst und Schwäche zu, um am nächsten Tag wieder mutig zu sein. Sind gemeinsam laut, lachen und trinken Bier. Suchen uns an anderen Tagen unsere stillen Rückzugsorte. Müssen uns nicht erklären und verteidigen. Diese Räume empowern uns.

Im letzten Sommer waren wir mit einer Gruppe FLINTA*-in den Tannheimer Bergen unterwegs zum Mehrseillängen klettern. Mit zwei Trainerinnen und fünf Teilnehmenden verbrachten wir eine Woche am Gimpelhaus und starteten von dort aus unsere Touren. An den zwei Regentagen beschäftigten wir uns nochmal ausführlich mit Knoten und Rückzugsmöglichkeiten im Notfall. Wir teilten uns jeden Tag auf, in eine Dreierseilschaft und zwei Zweierseilschaften. Geklettert wurde z.B. der schöne “Hüttengrat” (4+) und “Morgenstund” (5+). Alle Teilnehmenden konnten sich jeden Tag neu entscheiden, ob sie gerne (abwechselnd) vorsteigen möchten. Wer sich an dem Tag gerade nicht danach fühlt, darf auch einfach nachsteigen. Manchmal hatten wir spektakuläre Abseilpisten, manchmal einen schönen Wanderweg zum absteigen. Insgesamt eine sehr abwechslungsreiche Woche.
Beim leckeren Abendessen ließen wir den Tag gemütlich ausklingen und planten die Touren für den nächsten Tag, die wir gemeinsam erarbeiteten.

In diesem Jahr möchten wir auch wieder gemeinsam raus an den Fels fahren, um in einer FLINTA*-Gruppe wieder gemeinsam Mehrseillängen - Abenteuer zu erleben.

Bei Fragen meldet euch gerne bei mir: Theresa Korte (sie/ihr) theresa.korte@naturfreunde-hh.de

FLINTA* steht für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trangeschlechtliche und agender Personen. Das angefügte Sternchen steht für Personen, die sich in den angeführten Buchstaben nicht wiederfinden. Mit der Bezeichnung sollen Menschen angesprochen werden, die nicht cis-männlich sozialisiert sind – die also nicht bei Geburt dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden und sich damit identifizieren. Diese Personen sind häufig aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität von Marginalisierung und Diskriminierung betroffen, weshalb es exklusive Räume nur für FLINTA* braucht. Wir möchten betonen, dass so benannte Räume und Bezeichnungen nicht exklusiv für Frauen gestaltet sein sollten, sondern eben auch für Personen mit anderen Geschlechtsidentitäten – also z.B. INTA ;-)